1. Der erste Besuch beim Kinderzahnarzt
Wir, sowie die Österreichische und Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, raten zu einem Besuch ca. 6 Monate nach Durchbruch des 1. Milchzahnes, spätestens aber mit dem 2. Lebensjahr. Das Ziel ist es vor allem, Ihnen Empfehlungen zu geben, wie Sie die Mundgesundheit Ihres Kindes optimal unterstützen können. Fragen zu Themen wie Schnuller, Flasche, Anwendung von Fluoriden, Zahnfehlstellungen und Ernährung beantworten wir bei diesem Vorsorgetermin gerne.
2. Die beste Uhrzeit
Häufig unterschätzen die Eltern den Einfluss der Tageszeit auf das Verhalten ihrer Kinder beim zahnärztlichen Besuch. Erfahrungsgemäß verlaufen die Termine am Vormittag ruhiger und sind daher für kleine Kinder besser geeignet. Gestalten Sie den Tag des Kinderzahnarztbesuches möglichst frei von Belastungen und anderen Terminen – der Besuch bei uns sollte die einzige Hauptattraktion des Tages sein. Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind möglichst gesund und ausgeruht zu uns kommt.
3. Wartezeit
Wir möchten Sie bitten, etwa 10 Minuten vor dem vereinbarten Termin zu kommen, damit Ihr Kind in Ruhe ankommen, die Schuhe ausziehen, die Zähne putzen und noch ein wenig spielen kann. Eine Eingewöhnungszeit von einigen Minuten im Spielzimmer hat sich aus psychologischer Sicht als positiv erwiesen. Bei der Behandlung von Kindern kann es immer zu unvorhersehbaren Zeitverzögerungen kommen. Auch spontan auftretende Schmerzfälle (z.B. Frontzahntrauma), die schnellstmöglich versorgt werden müssen, können unser Terminbuch beeinflussen. Bitte planen Sie daher immer auch eine Wartezeit mit ein! Wir sind jedoch stets bemüht, längere Wartezeiten zu vermeiden.
4. Anwesenheit im Zimmer
In unserer Kinderzahnarztpraxis ist es Ihnen als Eltern jederzeit gestattet, im Behandlungszimmer dabei zu sein. Bei kleinen Kindern gibt die Anwesenheit eines Elternteils ein Gefühl der Geborgenheit und ist somit vorteilhaft. Wir möchten Sie jedoch bitten, bei Fragen, die an das Kind gerichtet sind, im Hintergrund zu bleiben und dem zahnärztlichen Team die Führung Ihres Kindes zu überlassen. Ihr Kind soll im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen! Mit zunehmendem Alter oder wenn ein Kind sich zu sehr auf seine Eltern fixiert, empfehlen wir, dass Sie Ihr Kind motivieren, alleine ins Behandlungszimmer zu gehen. Somit konzentriert es sich ganz auf uns, wodurch der Aufbau einer Vertrauensebene erleichtert wird.
Auf jeden Fall sollten Sie beim Erstgespräch und/oder bei wichtigen Informationen zur anstehenden Behandlung anwesend sein. Damit eine positive Atmosphäre erhalten bleibt, bitten wir Sie, kritische Themen in Abwesenheit des Kindes zu besprechen.
5. Geschwister
Geschwisterkinder sind im Spielzimmer unserer Kinderzahnordination herzlich willkommen. Im Behandlungszimmer jedoch benötigen wir Ruhe und die volle Aufmerksamkeit Ihres Kindes. Gegebenenfalls bitten wir Sie, eine Begleitperson für die Beaufsichtigung der Geschwisterkinder mitzunehmen.
6. Belohnungsgeschenke
Wir raten von Versprechungen und großen Geschenken im Vorfeld ab! Das kann den Eindruck erwecken, dass der Zahnarztbesuch etwas Negatives ist. Sehen Sie es doch einmal aus den Augen Ihres Kindes: Wie schwer muss ein Zahnarztbesuch sein, wenn man dafür das heißersehnte Geschenk bekommt? Zusätzlich könnte es Ihr Kind zu stark unter Druck setzen und sich negativ auf den Behandlungsverlauf auswirken.
Bei uns in der Kinderzahnordination bekommen die Kinder nach jeder erfolgreichen Sitzung eine Münze, mit der sie sich an unserem Belohnungsautomaten eine kleine Überraschung abholen dürfen. Häufig sehen die Kinder bereits im Spielzimmer, wie andere Kinder dies tun und sind dann besonders motiviert, sich auch ein Geschenk zu verdienen.
7. Loben und Schimpfen
Wir möchten Sie ausdrücklich bitten, weder vor, während, noch nach der Behandlung mit Ihrem Kind zu schimpfen. Loben Sie es stattdessen – aber nur für das, was es auch wirklich gut gemacht hat: selbst wenn das nur eine Kleinigkeit gewesen sein sollte. Während der Behandlung wird Ihr Kind von uns möglicherweise intensiv gelobt, was ihm ein positives und stolzes Gefühl vermittelt. Es mag Ihnen teilweise übertrieben erscheinen, dies ist jedoch Teil unseres Kommunikationskonzeptes, denn es hat sich gezeigt, dass durch das Gefühl, etwas Lobenswertes geleistet zu haben, alles Unangenehme aus dem Gedächtnis gelöscht wird. Am Ende einer Behandlung sollte statt Mitleid und Trost Lob und gezielte Anerkennung stehen! So bleibt der Besuch beim Kinderzahnarzt in guter Erinnerung.
8. Zum Schluss
Das kindliche Unterbewusstsein kennt keine Verneinungen! Das bedeutet, dass Sätze wie „Du brauchst keine Angst zu haben“ oder „Das tut nicht weh“ Ihr Kind erst auf die Idee bringen können, es müsste Angst haben oder Schmerzen verspüren. In unserer Kinderzahnarztpraxis ist das gesamte Team in der angstfreien und kindgerechten Kommunikationstechnik geschult. Wir möchten Sie bitten, die von uns verwendeten Formulierungen/Bezeichnungen zu übernehmen, um Ihr Kind nicht zu verwirren. Vermeiden Sie außerdem (falsche) Versprechungen wie „Du bist gleich fertig“. Auch nach der Behandlung sollten Fragen wie „Hat es wehgetan?“ oder „War doch gar nicht schlimm, oder?“ unterbleiben, um Ihr Kind nicht an ein ungutes Gefühl zu erinnern. Entscheidend für eine gute Erfahrung beim Zahnarzt ist nicht die Behandlung selbst, sondern das Gefühl und die Erinnerung, mit der Ihr Kind das Behandlungszimmer und die Kinderzahnarztpraxis verlässt.
Trotz aller Vorbereitung ist ein Besuch beim Kinderzahnarzt aufregend und ungewohnt. Wichtig ist, dass wir während der Behandlung nur so weit gehen, wie es dem Alter Ihres Kindes angemessen ist und soweit Ihr Kind es zulässt. Manchmal bedarf es von allen Seiten etwas Ausdauer, bis unser gemeinsames Ziel erreicht ist. Wir bitten Sie deshalb um Geduld, auch wenn sich eine Behandlung einmal über mehrere Sitzungen erstrecken sollte.